Tai Chi Chuan
Tai ist im chinesischen Schriftbild ein gehender Mensch, der sich seiner Selbst bewusst ist. Chi besteht aus den Zeichen Baum, für vegetatives Bewusstsein und einem Menschen zwischen Himmel und Erde. Der Mund als Energieaufnahme und die rechte Hand, als Aktivität und Einsatz von Energie. Chuan ist eine geschlossene Hand. Die Faust als Zeichen für Konzentration und Energie. Übersetzt wird Tai Chi Chuan als eine Bewegungskunst nach dem höchsten Gesetz oder nach dem Ursprung von Yin und Yang.
Drei verschiedene Tai Chi Stile unterrichten wir in unserer Schule.
Sie haben verschiedene Schwerpunkte und alle sind für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.
Welcher Stil ist für Sie der richtige?
Sie können sich in den Probestunden informieren oder beim Unterricht zuschauen.
Mit der Zehnerkarte können Sie in verschiedenen Kursen teilnehmen und einen intensiveren Einblick bekommen.
Der Tag und die Uhrzeit sind für Sie ausschlaggebend.
Yang Stil
Tai Chi Chuan – Lange Form
Dies ist unser Hauptstil, den Moritz Dornauf seit 1981 unterrichtet und in dem er schon mehrere Lehrer ausgebildet hat.
Die Form ist ein fließender Ablauf von entspannten Bewegungen.
Der Kranich breitet seine Flügel aus – den Schwanz des Vogels streifen – die Schlange – oder – die schöne Dame am Webstuhl – sind Namen einzelner Bewegungen der Form.
Insgesamt dauern die drei Teile der Form je nach Geschwindigkeit zwischen 20 und 30 Minuten.
Erster Teil der Form – die Erde
Die Erde ist die Basis oder das Yin, auf dem wir aufbauen.
In den Grundstellungen lernen wir das Verwurzeln, den sicheren Stand und klare Richtungen. Es ist der wichtigste Teil, weil er ein solides Fundament bildet, auf dem die folgenden Teile aufbauen.
Zweiter Teil – der Himmel
Die Bewegungen entfalten sich in die verschiedenen Richtungen.
Wir öffnen uns nach oben, machen Drehungen und Kicks. Das Yang des Himmels lässt uns vital, lebendig und leicht werden, ohne die Basis zu verlieren..
Dritter Teil – der Mensch
In seiner Selbstfindung wird sich der Mensch in seiner aufrechten Haltung harmonisch zwischen Himmel und Erde bewegen.
Yin und Yang verwirklichen sich in ihren Kräften miteinander und nicht gegeneinander. Tiefe und hohe Stellungen wechseln sich ab und Elemente aus Teil 1 und 2 werden verbunden. Ein runder Abschluss der Form.
Die Vertiefungsstufen
Die Yin Yang Form schafft einen Rhythmus, der gleichzeitig die Charaktere von Yin- und Yang-Bewegungen klärt. Sie geben dem Atem den Rhythmus.
Die Qi-Form lehrt den Weg des Qi in die Arme. Spiralbewegungen der Unterarme und entspannte offene Schultergelenke leiten das Qi bis in die Fingerspitzen.
Die Zentrumsform zentriert die Bewegungen. Gleichzeitig werden auch wir unsere geistige und körperliche Mitte finden.
Die Beinspirale oder Qi-Form in den Beinen leitet das Qi über die Hüftgelenke in die Beine. Wir lernen uns zu verwurzeln und in der ganzen Form einen sicheren und stabilen Stand zu behalten.
Die Halsspirale oder die Qi-Form im Hals lehrt uns, den Kopf aufrecht zu halten. Wir werden wach und aufmerksam und der Ausdruck des Qi äußert sich in den Augen und in einem klaren Gesichtsausdruck.
Die letzte der sechs Vertiefungsstufen ist der Innere Atem.
Alle vorherigen Stufen bereiten den Körper darauf vor. Eine Atemtechnik, die uns tief und gleichmäßig atmen lässt. Wir spüren deutlich, wie wir mit dem Atem das frische Qi aufnehmen und das verbrauchte Qi abgeben.
Kurstermine
Montags: 19:15 Uhr (Anfänger und Fortgeschrittene)
Dienstags: 18:00 Uhr (Anfänger und Fortgeschrittene)
Dienstags: 19:15 Tai Chi (Anfängerkurs)
Mittwochs: 09:30 Uhr und 17:45 Uhr (Anfänger und Fortgeschrittene)
Donnerstags: 19:15 Uhr (Nur Fortgeschrittene)
Übungsstunden:
Mittwochs: 10:30 Uhr: Tai Chi Form ganz (offen für alle Kursteilnehmer)
Mittwochs: 18:45 Uhr: Tai Chi Form ganz (offen für alle Kursteilnehmer)
Freitags: 17:30 Uhr: Tai Chi Form ganz (offen für alle Kursteilnehmer)
Freitags: 18:00 Uhr: Freie Übungsstunde
Wu Stil
Kurzform nach Bruce Frantzis
Anfänger
finden hier eine kurze schöne Tai Chi Forrm. Sie ist leicht zu lernen und bildet die Basis für ein neues und reiches Körpergefühl.
Innere Prinzipien
Sie sind das Fundament für eine stabile, kräftige, innere Struktur. Wird der Körper auf eine natürliche Weise ausgerichtet wird er beweglich, bekommt neue Kraft und fühlt sich leicht und frei an.
Die natürlichen Rhythmen von Yin und Yang, in der der Geist führt und der Körper folgt, stärken das Gespür für innere Bewegungen. Sie sind wichtig für das harmonische Zusammenspiel aller geistigen und körperlichen Kräfte.
Fortgeschrittene
Warum eine neue Form lernen?
Die Kurzform des Wu Stils von Bruce Frantzis trainiert besondere Tai Chi Prinzipien. In der klare Ausrichtung der Bewegungen nach dem Zentral- und den Seitenkanälen(*1) werden die Bewegungen dichter und die Energie wird komprimiert. Bewegungsstrukturen werden deutlicher und der Energiefluß klar. Öffnen und Schließen der Gelenke (*2), das Dehnen des Yang- und Yin- Gewebes (*3) oder die Bewegung und Haltung der Wirbelsäule(*4) sind in der Form intensiv ausgearbeitet. Diese vielen neuen Erfahrungen lassen sich auch in der bisher gelernten Form umsetzen. Auch mir ist diese Form immer noch eine große Hilfe, denn viele Bereiche, die ich in anderen Formen gelernt habe, sind mir dadurch verständlicher geworden.
(*1) In der Chinesischen Akupunkturlehre und im Qi Gong spricht man von drei Hauptkanälen: dem Zentralkanal, er läuft vom Scheitelpunkt senkrecht durch den Rumpf und dem Knochenmark zu den Füßen. Die zwei Seitenkanälen beginnen auch am Scheitelpunkt und verlaufen hinter den Augen und im Rumpf im Zentrum der beiden Körperhälften und außen an den Knochen zu den Füßen.
(*2) Öffnen und Schließen der Gelenke bezieht sich auf Impulse in den Zentren der Gelenke. Der Gelenkzwischenraum wird ausdehnt und verdichtet. Dadurch wird ein Puls aktiviert, der die Lebensenergie, das Qi, mobilisiert. Dieser Puls nimmt im Alter ab, bei kleinen Kindern ist er deutlicher spürbar. Bei Katzen kann man diese Bewegungen deutlich wahrnehmen, wenn sie ihre Tatzen ausdehnen und zusammenziehen.
(*3) Yang- Gewebe: Außenseite der Arme und Beine, Hinterkopf und Rücken.
Yin- Gewebe: Innenseite der Arme und Beine, das Gesicht und die Vorderseite des Rumpfes.
(*4) Die Wirbelsäule wird entlastet und die Bandscheiben bekommen Raum. Diese Form hat Bruce Frantzis nach einem Autounfall mit gebrochenen Wirbeln sehr geholfen.
Wu Stil
lange nördliche Form
Die Bewegungen des Nördlichen Wu Stil Tai Ji Quan sind sehr präzise definiert und betonen somit einen klaren Zugang zu den inneren Prinzipien des Tai Chi Chuan. Beim Üben wird besonderer Wert auf weiche, entspannte Bewegungen und eine korrekte Ausrichtung des Körpers und der Gelenke gelegt. Die äußeren Bewegungen selbst sind sehr kompakt und leicht erfassbar, so dass sich auch schon Anfänger auf die inneren Prinzipien der Bewegungen konzentrieren und diese erfahren können.
In China sagt man, dass das Altern in der Wirbelsäule beginnt, so sind die Bewegungsabläufe des Nördlichen Wu Stils besonders für den Rücken von großem Wert. Ein Merkmal ist der in den Vorwärtsstellungen übliche, sehr gerade und dabei leicht nach vorn geneigte Rücken, der die Wirbelsäule auf besondere Weise öffnet, aufrichtet und dehnt sowie die Muskulatur des Rückens auf einzigartige Weise entspannt und stärkt.
Im Nördlichen Wu Stil Tai Ji Quan entstammen alle Bewegungen dem Hüftbereich, dem so genannten “Kua“. Deshalb wird sehr viel Aufwand und Aufmerksamkeit dem Öffnen, der Flexibilität, der Entspannung und Stärkung des Hüftbereichs gewidmet. Ein starkes und gesundes Kua ist von zentraler Bedeutung zur Stärkung der inneren Organe und der allgemeinen Gesundheit und wird gleichzeitig eine Quelle der kämpferischen Kraft.
Durch die Präzision und Klarheit in den Bewegungen des Wu Stil Tai Chi Chuans gewinnt der Übende auf einfache Weise Einblick in die Anwendungen der Kampfkunst in diesem Stil.
Partnerübungen
Push-hands
Tui shu ist der chinesische Begriff für die Partnerübungen und heißt schiebende Hände. Es ist ein spielerischer Schritt in die Kampfkunst. Yin und Yang sind die wesentlichen Kräfte, die zum Ausdruck kommen. Yang, das Aktive nach vorne dringende, Yin das Passive Aufnehmende. Spielerisch spüren und lernen wir die Kraft des Partners zu verstehen, begreifen sie als Yin oder Yang und reagieren darauf in entsprechender Weise. Qi-Kraft wird die Muskelkraft ersetzen, die eigene Mitte wird gestärkt und in einem sicheren Stand verwurzeln wir uns mit der Erde. Wir beginnen mit einfachen Formen der Push-hands, d.h. im Stand und mit einer Hand. Später kommen Schritte dazu und verschiedene Formen mit zwei Händen. Ta-lu ist eine fortgeschrittene Form der Push-hands, in der jeder Partner verschiedene Bewegungen mit großen Schritten und Drehungen ausführt.
Tai Chi Chuan als Kampfkunst
Tai Chi Chuan war lange Zeit eine Kampfkunst, die ein hohes Ansehen in China genoss. So wurde z.B. die Leibgarde des Kaisers und Chiang Kai-shek im Yang-Stil Tai Chi unterrichtet. Tai Chi gehört zu den drei Inneren Kampfkünsten. D.h. sie bauen ihr Können auf der Qi-Kraft auf und verzichten auf Muskel- und Schwungkraft oder Körpergewicht. Die Bewegungen der Form sind im einzelnen Anwendungen aus der Kampfkunst. In der Form geht es darum, die Qi-Kraft kennenzulernen und zu entwickeln. Als zweiten Schritt setzen wir sie in den Partnerübungen, den Push-hands um. In der Fighting Form lernen wir die Form als Partnerübung kennen und ihre Anwendungen als Kampfkunst. Da wir beim Erlernen der Form viel Wert auf die eigene Mitte und auf die Entwicklung des Qi legen, wirkt Tai Chi in Körperausdruck und Zentriertheit stärkend auf das Selbstbewusstsein, was einen wesentlichen Teil der Kampfkunst ausmacht.
Waffenformen
Im alten authentischen Yang-Stil werden drei Waffenformen gelehrt. Das Schwert, der Säbel und der lange Stock. Das zweischneidige Schwert erweitert das Qi. Die Bewegungen sind größer, raumfüllender und das Qi wird auf das Schwert übertragen. Der Phönix als sagenhafter Vogel ist das Zeichen für das Schwert. Der einschneidige Säbel wird in tiefen, großen Stellungen geführt. Schnell und geschmeidig ist die Form, so ist auch das Zeichen der Säbelform der Tiger. Der lange Stock, ursprünglich die Hellabarde, hat den Yang Stil populär gemacht. Von Yang Lu Chan, dem Begründer des Yang-Stils sagt man, er konnte Menschen mit dem Stock auf ein Hausdach heben und Feuer löschen.